Montag, 27. August 2012

Pflegekraft oder Servicekraft?

Vor kurzem lies mich ein Erlebnis darüber nachdenken wie viele Serviceleistungen im Pflegeberuf stecken.

Eine Bewohnerin die eigentlich recht fit ist für ihr Alter, hat beschlossen sich ihr Abendessen aufs Zimmer bringen zu lassen, weil sie keine Lust hatte sich anzuziehen und in den Speisesaal zu gehen. Ich war so nett und habe ihre „Faulheit“ unterstützt und Ihr das Abendessen aufs Zimmer gebracht. Schließlich hat jeder mal so einen lustlosen Tag wo man sich zu nix aufraffen kann. Jedenfalls hat sie nach dem ich ihr das Essen gebracht hatte, noch 3-mal geklingelt um mir ihre Sonderwünsche mitzuteilen. (anderes Brot, anderer Belag, anderes Getränk) Ich wies sie freundlich darauf hin, das sie gerne vor in den Speisesaal ans Buffet gehen kann und sich dort nach ihren Wünschen bedienen kann, da es noch andere Bewohner gibt die mehr Pflege und Aufmerksamkeit benötigen. Sie wohnt schließlich in einem Pflegeheim und nicht in einem Hotel mit Zimmerservice. Daraufhin wurde ich als böser unfreundlicher Mensch bezeichnet, was ich mir überhaupt erlauben würde sie so zu behandeln, es wäre eine Frechheit. Sie bezahle so viel Geld für Ihren Aufenthalt, da erwarte sie auch einen entsprechenden Service.

Ich setze mich nun wirklich viel für die Bewohner ein, und mache auch oft mehr als eigentlich nötig ist für die Bewohner, auch wenn die Zeit knapp ist. Jedoch muss es auch Grenzen geben. Wir sind immer noch Pflegekräfte und kein reines Servicepersonal zur Unterstützung der "Faulheit" einiger weniger. Man muss dazu sagen das sich der Pflegestandart in den Letzten Jahren deutlich erhöht hat, weg von der reinen Funktionspflege hin zum Rundumservice für die Bewohner. Das finde ich auch gut so, denn wir arbeiten ja mit Menschen zusammen die bei uns Wohnen, und doch sollte der Schwerpunkt weiterhin auf der Pflege liegen. Die Zeit ist oft knapp aufgrund der schlechten Besetzung mit Personal. Da finde ich es als Pflegekraft sehr störend, wenn Bewohner klingeln, für Sachen die sie auch alleine tun könnten. 
Als Beispiele seien genannt: Gardine auf oder zu machen, das Radio / den Fernseher einschalten oder laut und leiser machen. Solche Kleinigkeiten halten auf und diese Zeit fehlt dann in der wirklichen Pflege.

Wie seht ihr das, gehört so ein „Hotel“ Service dazu, oder sollte man die Bewohner auch mal ein wenig „in den Hintern treten“ um ihre Eigenständigkeit zu fördern?

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