Mittwoch, 22. August 2012

Demenz – Die zweite Kindheit Teil 1

Im Umgang mit dementen Angehörigen oder Patienten gibt es so manches zu beachten. Das ist soweit sicherlich jedem klar. Ich möchte Euch aber nicht mit irgendwelchem Fachlatein langweilen, sondern habe einfach mal meine eigenen Erfahrungen hier zusammengetragen, um Euch vielleicht den einen oder anderen Tipp zukommen zu lassen.
Da das Thema doch ziemlich komplex ist, werde ich es mal in kleine leicht verdauliche Happen portionieren.

 

Allgemeines

Grundsätzlich gilt erst mal dass die geistige Entwicklung rückwärts verläuft,
woraus sich dann einiges an Verwirrung ergibt. Daher kann man es auch als Entwicklung in die zweite Kindheit bezeichnen.
Wichtig ist vor allem das man diesen Zustand als Krankheit akzeptiert und den Dementen nicht als blöd hinstellt.
Nicht nach dem Motto, was machen die denn jetzt schon wieder für einen Blödsinn. Alles was für uns Außenstehende wie Blödsinn ausschaut, hat für den Dementen einen Sinn. Lässt man dem Dementen seine Entscheidungen, ist er auf Dauer wirklich zugänglicher und kompromissbereiter. Erst wenn diese Entscheidungen nicht möglich sind, sollte man ihm Alternativen anbieten, aber niemals mit einem harschen Nein abblocken.
Übervorteilt ihn nicht, nur um ihn vor sich selbst zu schützen. Wie bei allem im Leben ist irgendwo ein gewisses Risiko dabei. Man kann Risiken minimieren, aber dann bitte so dass sie den Menschen nicht merklich einschränken.
Der Demente möchte wie wir alle mit Respekt behandelt werden und sich ernst genommen fühlen! Immer daran denken, wie man sich in dieser Situation fühlen würde!


Begegnung Körperlich und Geistig auf Augenhöhe

Es hat sich für mich bewährt, in die Hocke zu gehen, wenn ich mit einem sitzenden Bewohner rede.
Das sorgt im Unterbewusstsein für eine leichte Unterwerfung und sorgt für ein sichereres Gefühl bei ihm. Wenn ihr schon nicht in eine niedrigere Position gehen wollt oder könnt sollte man sich mindestens auf Augenhöhe begegnen, aber niemals von oben herab. Dieses ängstigt die Bewohner und wirkt außerdem arrogant.
Versucht so viel wie möglich über die Vergangenheit seines Lebens (die Biografie) herauszufinden, um zu erkennen in welchem Stadium seines Lebens er sich gerade geistig und emotional befindet. An diesem Punkt hakt Ihr euch dann ein und versucht, ihn dann in seiner Welt zu begleiten. Wenn der Demente viel lacht und einen glücklichen Eindruck macht, geht es ihm besser als wenn wir ihn mit aller Gewalt in „unsere Welt“ zerren.

 

Emotionen & Kommunikation

Gerade im fortgeschrittenen Stadium der Demenz ist eine verbale Kommunikation kaum noch möglich, da kommt es eher auf die nonverbale Kommunikation an.
Das bedeutet die Gefühle bekommen mit der Zeit immer mehr Priorität über die Logik.
Ein Workaholic vergisst zuerst seine liebende Familie vor lauter Arbeit.
Ein Dementer vergisst zuerst seine Arbeit und zuletzt seine Liebende Familie.
Wenn ihr mit einem Dementen arbeitet, legt ein lockeres unverkrampftes verhalten an den Tag, nehmt euch Zeit, bleibt geduldig und ruhig.
Bevor ich etwas lang und breit erkläre, zeige ich es lieber, das wird meist besser verstanden und verwirrt nicht so. Sollte es dennoch nötig sein etwas zu erklären oder zu erzählen, bewähren sich klare kurze Sätze. Kritik solltet ihr nur spärlich verwenden, da es sehr verwirrend für ihn ist. Lob bringt ihr am besten durch eine freundliche Geste zum Ausdruck, wie zum Beispiel ein lächeln oder ein streicheln über den Handrücken.
Denkt immer daran, dass er nicht in eurer Welt lebt.


Konstanz

Da Demente ja bekannter weise vergesslich sind, ist es wichtig einen geregelten Tagesablauf zu gestalten. Dieser sollte Täglich denselben Routinen folgen, da man ihn durch ständige Änderung der Abläufe sehr verwirrt. Ihr solltet dabei beachten dass ihr euren Tagesablauf eher seinem Tagesplan anpasst, als umgekehrt. Bei organisatorischen Problemen gibt es auch immer einen Mittelweg den man mit dem Dementen absprechen kann.
Im Pflegeheim sowie bei der häuslichen Pflege ist darauf zu achten, dass immer dieselben Pflegekräfte als Bezugspersonen zur Versorgung und Betreuung eingesetzt werden, um den Bewohner nicht zu überfordern.
Für die Bewohner von Pflegeheimen ist der Kontakt zur eigenen Familie natürlich auf wenige Besuchsstunden eingeschränkt. Meiner Erfahrung nach ist es gut und wichtig, die Angehörigen so viel wie möglich in die Beschäftigung und leichte Tätigkeiten, wie Essen anreichen mit einzubinden. Das fördert die grauen Zellen und die Bindung, weil der Bewohner sich an den Angehörigen und gemeinsame Erlebnisse mit ihm erinnert.


Damit endet Teil 1 und Teil 2  folgt in Kürze

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